Unser Vereinsmitglied Henning Barnstorf ist sein "Bildarchiv" neu durchgegangen und berichtet über Venus- und Merkurdurchgänge, die nun schon weit zurückliegen.

 

Der Merkurtransit vom 9.5.1970

In den '70er Jahren war das Angebot für den Amateur-Sonnenbeobachter sehr begrenzt. Es gab z.B. noch keine der heute so leistungsfähigen und preisgünstigen Objektivfilterfolien.

Mir fiel irgendwann ein Buch aus dem Kosmosverlag in die Hände, in dem viele Anregungen für Beobachtung und einfachen Selbstbau von Teleskopzubehör gegeben wurden. (R. Brandt, Das Fernrohr des Sternfreundes, Kosmos, 1962). So auch für die Bauanleitung für einen Sonnenokularansatz, der ähnlich einem Sonnenprisma, mit Teilreflexion an einer Glasoberfläche funktionierte.

Der Trick der Lichtdämpfung beruht hier auf der Spiegelung des Sonnenlichts unter dem Polarisationswinkel des Glases, dem Brewster-Winkel.

(Der Brewster- oder Polarisationswinkel ist eine optische Größe. Er gibt den Winkel an, bei dem von einfallendem, unpolarisiertem Licht nur die senkrecht zur Einfallsebene (d. h. parallel zur Grenzfläche) polarisierten Anteile reflektiert werden. Das reflektierte Licht ist dann linear polarisiert. )

Ein Großteil der Strahlungsenergie verläßt die Vorrichtung durch eine auf der Unterseite mattierte Glasplatte. Eine weitere Dämpfung erfolgt durch ein Neutralfilter N vor dem eigentlichen Okular. Die restliche Intensität ist dann noch bequem durch ein drehbares Polfilter P regelbar.

Ich baute mir darauf dann so eine Vorrichtung aus einem Holzkästchen und einer kleinen, einseitig mattierten Glasplatte.  Der Bildkontrast war natürlich nicht so überragend. (Sicherheitshalber hatte ich die Öffnung des 4 Zoll Newton reduziert!) Da das "Sonnenokular" hauptsächlich zum Fotografieren verwendet wurde, hatte ich ein UV-Sperrfilter weggelassen .

In Okularprojektion mit einer Exakta-Varex konnte ich freihändig einige Bilder hinbekommen. Darunter auch einen Fleckendurchgang, der damals von vielen anderen Astrofotografen festgehalten wurde.

Merkurtransit am 9.5.1970. Okularprojektion mit Kosmos Newton, Exakta SLR auf Agfa-Doku-Pan. Belichtung 1/1000 s.

Das „digitale Zeitalter“ lag noch weit in der Zukunft, so daß in der Sonnenfotografie mit passendem „hart“ arbeitendem Filmmaterial fotografiert werden mußte. Danach war Dunkelkammerarbeit angesagt!

Merkur "überquert" einen Sonnenfleck

 

Viele Jahre später gab es dann den ersten der zwei einzigen Venustransits in diesem Jahrhundert.

 

Der Venustransit vom 8.6. 2004

Über den zweiten Venusdurchgang ( 6.6. 2012) wird ausführlich in dieser Rubrik an anderer Stelle berichtet. Die Sichtbedingungen waren an diesem Tag ziemlich schlecht, am 8.6.2004 dagegen ideal klar.

Die Aufnahmen wurden gewonnen mit einer digitalen Kompaktkamera in Okularprojektion an einem Celestron C8. Die Luftunruhe an diesem klaren, vorsommerlich warmen Tag war relativ groß, sodaß einige Einzelaufnahmen bei der hohen Vergrößerung (1 m Brennweite und Projektion mit einem 40 mm Okular) sehr verwaschen wurden.

Interessanterweise konnte ich bei einer Aufnahme der Venus, kurz vor ihrem kompletten "Übertritt" auf die Sonnenscheibe, einen schwachen atmosphärischen Ring herausarbeiten. Diese Lichtstreuung in der Hochatmosphäre der Venus ist durch größere Teleskope oft klar zu erkennen, bei kleineren Amateurteleskopen nur bei günstigen Sichtbedingungen.

Hier sind zwei Versionen eines Bildes des Venusübertritts ca. 16 Minuten nach dem ersten Kontakt:

 


  Der linke Venusrand ist schwach    außerhalb der Sonnenscheibe zu erkennen. Im Schwarz/weißen etwas besser als in der Filterfarbe.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Eine kurze Sequenz der ersten 20 Minuten des Transits, die wegen mangelhafter Nachführung etwas zappelig geraten ist:

Den gesamten Durchgang habe ich damals nicht dokumentiert. Grund war eine in unserem Garten stattfindene Grillparty für die interessierte Nachbarschaft aus Anlaß des seltenen astronomischen Schauspiels.